Montag, 25. Juni 2007
Zeit, für die ersten finalen Gedanken
Es ist Sommer und da man an einer Waldorfschule jede Jahreszeit gebürtig feiert, fand vor drei Wochen das sehnsüchtig erwartete fête d'été statt. Meine Kindergartenkinder zählten sogar die Tage, so groß schien das Fest des Sommers zu werden.
Und wahrhaftig zeigte sich die Schule an jenem Samstag wieder einmal von der Seite, die ich in den vergangen Monaten so zu schätzen gelernt habe. Es ähnelte schon fast einem großen Familientreffen, als man sich zwischen den Menschen niederließ, denen wegen der alltäglichen Geschäftigkeit sonst nur ein flüchtiges, aber immer freundliches, "bonjour" zu entlocken ist, um gemeinsam mit ihnen auf ein Glas Wein anzustoßen und sich ein paar nette Worten auszutauschen.
Ausnahmslos jeder war fröhlich und gesprächig, und als dann um neun der Ball eröffnet wurde, hakte man sich ein und bewegte sich gemeinsam zu irischer Folkmusik. Irgendwann ging es zum Paartanz über und ich drehte mich, wieder und wieder und wieder.
Ich wollte mich gar nicht mehr aus den Umarmungen dieser vielen Menschen lösen und wurde wieder einmal wehmütig, als ich daran dachte, dass ich mich schon mehr als sehr bald verabschieden muss.
Aber bis dahin liegen noch etwa knapp drei Wochen Arbeit vor mir! Und ich werde diese letzten Tage genießen, machen die Stunden mit den Kinder so viel Spass wie noch nie zuvor. Ich merke, dass ich hineingewachsen bin, nicht nur in diese Gemeinschaft, sondern auch in meine Aufgaben. Man vertraut mir und gibt mir Verantwortungen, wie Kinder allein in Empfang zu nehmen, mit ihnen Sport zu machen oder neue Ideen in den Kindergartenalltag einzubringen.
In den vergangenen Monaten habe ich Gael gezeigt, wie man einen Topf zu benutzen hat, bin Bezugsperson für Timothée geworden oder lasse die Ältesten seit kurzem aus den beiden Kindergärten beim sozialistischen "Feuer, Wasser, Sand" schwitzen.
All diese Dinge hätte man und vor allem ich mir noch vor einem Jahr niemals zugetraut. Damals als ich noch mit der Verständigung, den persönlichen Problemen und Marie-Luce zu kämpfen hatte.

Ich werde bald gehen - jedoch als veränderter Mensch, der von sich behaupten kann, Anderen und dadurch sich selber ein Stück geholfen zu haben. Dieser Waldorfkindergarten wird mir fehlen und so nutze ich die letzten Tage mit den Kleinen, die mich im Moment noch lieben, aber schon bald vergessen haben werden.

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