Donnerstag, 5. Juli 2007
vorbei -

Nun ist es also geschehen - mein letzter offizieller Arbeitstag im Kindergarten ist vorüber.
Noch ein paar Küsse für dieKinder und von den Eltern, bevor ich zum letzten mal die Kindergartentür hinter mir schloss.
Es fiel mir schwer, den Kinder Adieu zu sagen. Ebenso, wie sich manche Eltern noch nicht von mir trennen wollten - Anabel, die Mutter von Gael hat mich am Wochenende zum Essen eingeladen!
Ich bin traurig und habe noch nicht begriffen, dass das Jahr in Frankreich nun beinahe beendet ist. Das mag daran liegen, dass ich bis heute kontinuierlich gearbeitet und noch keine Zeit zum Nachdenken gefunden habe. Ich denke, dass ich erst in einer Woche registriert haben werde, dass die Zeit in der Waldorfschule Lyon bereits Geschichte ist.

---- es wird mir alles so sehr fehlen!

Gehabt euch wohl -
noch acht Tage!

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Sonntag, 3. Dezember 2006
Advent, Advent ein Lichtlein brennt
Und wieder einmal wird es heimlich - soll heißen die Tage werden kürzer, die Häuser wärmer und leuchtender und die Menschen geselliger. Wir zünden feierlich die erste Kerze an und freuen uns auf drei bekömmliche Wochen voll vorweihnachtlicher Stimmung!

Mein erster Advent begann mit einer kleinen Überraschung: Meine Gastmutter Brigitte hielt mir beim Frühstück einen Briefumschlag aus Deutschland vor die Nase, der an mich adressiert war. Er war von meinen Großeltern und beinhaltete eine Adventskarte - der erste Hinweis darauf, dass heute eine der schönsten, aber auch leider eine der letzten Zeiten des Jahres begonnen hat. Beigefügt hatten sie ein Zeitungsfoto des Wittenberger Weihnachtsmarktes, welches mich für einem Moment in meine wittenberger Kindheit zurück versetzte - eine Zeit, in der die Welt noch sicher und in Ordnung schien.
Leider ging der Tag nicht so feierlich weiter. Es rief die Arbeit. Denn in der Schule warteten noch die Spuren des samstägigen Weihnachtsmarktes auf mich, die mit vereinten Kräften beseitigt werden mussten. Arbeiten am Sonntag denkt ihr vielleicht. Arbeiten am gesamten Wochenende sage ich! Seit Freitag war ich Non-stop in derVor- und Nachbereitung und am Marktstag selber vollständig eingespannt. Die Arbeit hat sich aber gelohnt und wir konnten uns über einen gutbesuchten Weihnachtsmarkt freuen. Geboten wurde einiges. Da wären zunächst mal die leckeren Quiches und Kuchen, die im Restaurant gekauft werden konnten oder das Geschenkeangeln direkt neben an. Kinderherzen schlugen an diesem Tag sicherlich um einiges höher als sonst.
Um sechs war der ganze Zauber vorbei und ich machte ich auf den Weg nach Hause, wo ich kurze Zeit später von Holger und seiner Frau Kami eingesammelt wurde. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu RamDam, wo am Abend eine große Aufführung stattfinden sollte. Mit an Bord waren Yllan und Minja, die mich nach unserer Ankunft auf ein Glas Saft einluden. Die einzelnen Auftritte waren sehr interessant, auch wenn ich nicht alles verstehen konnte. Ich freue mich riesig dort gewesen zu sein und bin den beiden sehr dankbar, dass sie mich zu diesem Abend eingeladen haben.

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Sonntag, 12. November 2006
La fête du St. Martin
Am Freitag war es endlich soweit. Mit Lichterumzug und Gruppengesang wurde der heilige Bischof St. Martin geehrt, welcher vor langer Zeit gelebt und sich im Vergleich zu manch Anderem aus seiner Zeit, sehr viel um die Armen und Mittellosen gekümmert hat. Der genaue Feiertag ist der 11. November, welcher auch gleichzeitig sein Todestag ist.
Der Festabend am Freitag war für mich vor allem aus dem Grund sehr interessant, da ich noch nie zuvor St. Martin gefeiert habe. Entsprechend groß war meine Aufregung, als wir unter rotem Abendhimmel die Marschroute mit kleinen selbstgebastelten Lichtern absteckten und den Kindergarten schmückten. In der Dunkelheit und du durch die vielen kleinen Kerzen beleuchtet, bekam der Kindergarten eine angenehm heimliche Atmosphäre.
Diese wurde nach dem Eintreffen der Kinder und Eltern sehr feierlich, da nun Lieder und Geschichten rund um St. Martin angestimmt wurden. Dazu gab es das selbstgebackene und überaus leckere St. Martinsbrot und Tisane Tee. Man fühlte sich schon fast weihnachtlich, so knisternd war die Atmosphäre. Nachdem das Ritual beendet war, ging es nach draußen, wo sich das Getümmel aus Jung und Alt zu einer Prozession formierte, die nun lautsingend und mit den St. Martinslaternen winkend, auf den Weg ins Schulwäldchen machte. In der Dunkelheit erinnerten die vielen tanzenden Lichter sehr an ein Flugfeld. Der Höhepunkt des Umzuges war die Bildung eines Kreises, der sich innerhalb von Sekunden in eine dynamische Spirale verwandelte. Wenige Augenblicke später war das gesamte Spektakel beendet und die vielen Kinder mit Sicherheit sehr entzückt.
Was blieb, war die Gewissheit eine gute Arbeit verrichtet zu haben und eine kleine Vorfreude auf das nächste St. Martinsfest.

Laternen
-- unsere Laternen --

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Freitag, 10. November 2006
Das Wandern ist des Müller's Lust
Im Fernsehen würde man es Pilotfilm nennen, bei uns war es einfach der erste Donnerstagswanderausflug, der die Serie "Wir gehen wandern, im Winter, egal bei welchem Wetter" eröffnet hat. Grausam die Aussicht, sich bei -10°C mit kleinen wiederspenstigen Kindern und meiner Machete in der Hand durch das Unterholz der französischen Wälder zu schlagen. Jedenfalls begann unser Wanderausflug in aller frühe in der Nähe eines Weingutes. Als Alle versammelt waren und sich die Kindertraube in eine bunte und laut tönende Schlange verwandelt hatte, machten wir uns auf den Weg in das nahe gelegene Wäldchen, um die dortige Flora und Fauna zu erforschen. Nach der ersten halben Stunde machten wir bereits die erste große Entdeckung: Pilze. Oh was war das für eine unbegreifliche Faszination auf den Gesichtern der Kinder, als wir uns eine Gruppe von Steinpilzen näher betrachteten, die dort am Wegesrand wucherte. Zehn Minuten lang gespannte Stille, dann ging es auf Signal von Bernadette weiter zu einer etwas lichteren Waldfläche mit einem Feuerplatz und vielen roten Blättern auf dem Boden. Unser Rastplatz war erreicht. Es folgte das übliche Morgenritual, mit Gesang und Frühstück. Im Anschluss ging es zurück. Wir begegneten einer Rentnergruppe und Lounesse ist hingefallen. Das war dann aber auch schon alles. Ach ja ... da war noch eine Schnecke ......

wandern
-- Die Wandergruppe --

himmel
-- Der Himmel --

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Samstag, 14. Oktober 2006
Waldorf Frankreich unter der Lupe
Die Waldorfeinrichtung in Lyon hebt sich im Vergleich zu den normalen Kindergärten Frankreichs sehr deutlich vom schulorientierten Kindergartenalltag ab. Die Kinder lernen hier nämlich weder das Alphabet noch die Zahlen von eins bis 20 mit entsprechendem Additions oder Subtraktionsverfahren. Auf den ersten Blick ähnelt der Kindergartenalltag unserer Einrichtung Dem eines deutschen Kindergartens. Die Kinder spielen oder lernen spielerisch nützliche Dinge wie Brotbacken oder Saftpressen. In der letzten Woche zum Beispiel aßen wir Esskastanien, die wir zuvor über selbstgemachtem Feuer gegrillt hatten. Schaut man jedoch genauer hin, kommen an vielen Ecken und Enden die Ideen Rudolf Steiners zum Vorschein. Zum Beispiel sind die Wochenabläufe immer gleich: Am Montag wird gezeichnet, am Dienstag wird was mit Knete gemacht, am Mittwoch geht es in das kleine Wäldchen auf dem Schulgelände, am Donnerstag wird dann Brot gebacken und am Freitag mit Wasserfarbe gemalt. Auch das Essen folgt diesem festen Rythmus.
Weitere Besonderheiten wären, dass keine Spielsachen oder Frühstücksdinge wie Kekse oder Schokolade von zu hause mitgebracht werden dürfen. Es gibt immer fein Obst und gespielt wird mit den selben Spielsachen.

Die gesamte Schule hat von außen einen drittweltlichen Touch, der leider auch unfreiwillig für die Geldsituation der Schule steht. Denn die Schule ist kurz gesagt arm. Sie wird nämlich nicht vom Staat subventioniert, sondern finanizert sich vor allem durch die Eltern und durch Spendenkreise. Leider ist Frankreich ein "Waldorfentwicklungsland" und die Pädagogik sehr unbekannt. Entsprechend gibt es eine handvoll französischer Waldorfeinrichtungen unter anderem auch in Paris, die übrigens vom Staat unterstützt wird. Finde ich seltsam, das Warum habe ich bisher noch nicht hinterfragt. Der mangelhafte Bekanntheitsgrad der Bewegung schlägt sich gravierend auf die Schüleranzahl der Schule und des Kindergarten nieder. So sind Jahrgangszüge mit 10 oder 15 Schülern normal, was in Deutschland ja nicht mehr denkbar ist und meines Wissens für weiterentwickelte Waldorfländer untypisch ist. Diese dürftigen Schülerzahlen lassen also kaum Geld in die Schulkasse fließen. Die finanziellen Mittel reichen aber dennoch gerade so, um die Lehrer einigermaßen zu unterhalten. Für Dinge wie Putzen, Wäschewaschen oder Reparaturen müssen dann jedoch die Eltern ran. Einen Hausmeister oder ähnliches gibt es nämlich nicht.
Auch das Stromnetz ist mehr als instabil. Am letzten Donnerstag machte ich zum Beispiel die Ofentür mit etwas mehr Schwung zu, was einen Stromausfall im gesamten Kindergarten verursachte. Grund: eine Lampe brannte zuviel. Uta erzählte mir zudem, dass in einem Klassenzimmer nicht alle Heizungen laufen könnten, wenn man das Licht anschalten wollte. Zur Wahl stehen hier also frieren oder im dunklen Unterrichten.
Das ist alles wirklich nicht schön, bietet die Schule doch neben einer angenehmen Arbeitsatmosphäre und einem familienähnlichen Klima vor allem im kreativen Bereich so viele Möglichkeiten.

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Dienstag, 26. September 2006
Huhn
Es ist tot! ... und nicht etwa verschwunden, na gut schon, aber eben auf eine andere Art und Weise ... in einen Katzenmagen!!!! Jedenfalls ist die Geschichte nun vorbei. Traurig. Gerade Mutter geworden und schon ist die ganze Familienplanung futsch... einfach so.

Wir haben still Abschied genommen.


+++

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Paukenschlag! - Auftritt Ronan
Ronan. Dieser Dienstag stand eindeutig in seinem Zeichen. Eigentlich wollte er sich heute benehmen, was er ja auch schaffte, bis ich ihn zur Toilette begleiten sollte. Denn eigentlich musste er, so seine Aussage, gar nicht austreten. Ziemlich erstaunt war ich deshalb schon, als er Es einfach laufen liess, nachdem ich ihm die Hose runtergezogen und "fait pipi maintenant" gesagt hatte. Dummerweise hat er alles andere vollgepinkelt, nur nicht die Kloschüssel. Dafür mein rechtes Hosenbein und den kompletten Weg vom Eingang der Toilette bis zur Schüssel - wirklich alles war naß - er auch!
Noch kurioser wurde es dann, als ich ihm eine neue Hose verpassen wollte. Er war nicht begeistert, riss aus und ich musste ihn einfangen - im Garten - und es war einfach zu kalt, um untenohne rumzulaufen! nach 5 Minuten hatte ich ihn und brachte ihn zurück in die Garderobe, wo er zuerst alle Jacken vom Haken riss und mich mit Schuhen bewarf. Nach einem ungleichen Ringkampf hatte ich gewonnen und er die Hose an.
Das Frühstück verlief dann relativ friedlich - er hat heut mal nich andere mit Essen bespuckt.
Doch war das nur eine kleine Ruhepause - während des Singkreises lag er nur auf dem Boden oder hing an meinem Bein anstatt das tolle Herbstlied mitzusingen.
Im Anschluss daran ein Spiel: Ein Kind war die Katze und musste den Raum verlassen, während sich ein anderes Kind, als Maus, unter einer Decke versteckte musste. Die Katze wurde nach 5 Minuten wieder in die Gruppe gelassen und musste raten, wer sich unter der Decke versteckt hielt. Von der Idee her ganz schön, nur kam keines der Katzenkinder zum raten, da Ronan nach 5 Sekunden den Namen rausbrüllte, was nicht nur für weinende Katzen, sondern auch für eine empörte Marie-Luce sorgte. Sie nahm Ronan auf den Schoß, der sich dann nur noch volsabberte und die ganze Gruppe vollspuckte.
Ich liebe diesen Jungen und hab ihn heute liebevoll "Rambo" getauft. Er ist einfach sehr direkt, wenn ihm was nicht passt und dass mag ich so an ihm.

Irgendwie erinnert er mich an meine Kindheit ... ich weiß auch nicht wieso.

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Donnerstag, 21. September 2006
Brot, Traubensaft und entlaufene Hühner
Der Kindergartenalltag in St. Genis Laval ist sehr aufregend und vielseitig. Die Kindergärtnerinen denken sich immer die keckesten Sachen aus, um den Kindern spielerisch praktische Dinge beizubringen. Heute war Brotbacken und Traubensaft quetschen angesagt.
Beim Brotbacken wurde der Teig zunächst gemeinschaftlich gerührt und danach ein Teigbatzen an jedes Kind verteilt. Ich bekam auch Einen und formte ein kleines Croissant -- das Hübscheste, im Vergleich zu den Krüppelbroten der anderen Kinder. Lediglich die kleine Annais dachte sie könnte mir Konkurrenz machen, indem sie eine Brezel zu formen begann. Diesen Versuch, mir meinen Titel als besten Brotbäcker der Gruppe streitig zu machen, vereitelte ich jedoch erfolgreich, indem ich ihren Teigklumpen auf den Boden warf und rein zufällig drauftrat, als Marie Luce grad wegsah. "Hoppla" stieß ich hervor und tat die Beschuldigungen von Annais, ich hätte ihr Brot kaputtgemacht, mit einer lässigen Hanbewegung ab. Marie-Luce glaubte mir natürlich, als ich die Schuld auf Kerrian schob, der direkt neben ihr saß. Als Strafe musste er sein Brot an Annais abgeben. Das haben die beiden nun davon, man legt sich halt nicht mit Größeren an. Ich hingegen bekam ein Lob für mein sehr gelungenes Croissant.
Im Anschluss ging es hinaus in den Garten. Bernadette hatte eine Traubenpresse aus den Tiefen des Tarradschen Anwesen gezaubert, um den Kindern zu zeigen, wie man Traubensaft herstellt. Der Pressvorgang war sehr ermüdend, dafür schmeckte der Saft sehr lecker.
Ein Huhn mit ihren 4 Küken beschäftigt zudem den gesamten Kindergarten seit 2 Wochen. Eigentlich war geplant, sie in einem Gehege auf dem Kindergartengelände zur Demonstration des Hühnerlebens zu halten. Wie ich bereits berichtete floh die gesamte Familie binnen weniger Minuten. Nun versuchen wir die Familie wieder einzufangen. Nachdem wir am Anfang drei Küken gefangen hatten und damit das Huhn anlocken konnten, sind diese Küken inzwischen wieder auf freiem Fuss. Sie entkamen bei einem weiteren Anlockversuch. Das Huhn haben wir auch nie erwischt - schon erstaunlich wie wendig diese Viecher sein können. Seit 4 Tagen hat man nun nichts mehr von ihnen gehört ... ob eine Katze oder ein Wolf sie sich geschnappt hat? Man weiß es nicht. Fakt ist, dass der Käfig ohne Huhn und Gefolge sehr kläglich aussieht. Schade, war die ganze Sache doch eigentlich eine gute Idee.

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