Montag, 25. September 2006
Neverending stories ....
Zum Thema Wohnung und Huhn: Es gibt Geschichten im Leben, die wollen einfach nie ein Ende finden ... eine Wohnung zu finden und ein Huhn einzufangen sind zwei solcher Geschichten, die mich hier Tag ein, Tag aus auf Trab halten - wenigstens wird es so niemals langweilig ...

Zunächst zur Wohnung bei der alten Dame:
Luftnummer! Die hat schon Jemanden anders gefunden. Dafür gibt es nun noch eine Familie, ebenfalls in St. Genis Laval, die mich aufnehmen würde. Hört sich auch gut an - großes Haus, Sohn in meinem alter, tolerante Mutter - was will man mehr???
Zudem meinte meine Mitarbeiterin Sujata, dass es noch freie Appartments in Lyon-Perrache gibt!!! Das wär dann wirklich direkt im Zentrum der Stadt und würde die absolute Freiheit bedeuten!! - aber wer weiß, morgen kann das alles schon wieder anders aussehen!

Das Huhn is schon wieder ausgebüchst --- keiner weiß, wo es sich nun aufhält ... mit dem Vieh haben wir alle noch ein Hühnchen zu rupfen ... und es am Ende auf dem Teller von den Kindern landet -- wenigstens ist es dann vorbei!!!

Ansonsten hat hier grad der Herbst Einzug gehalten, was sich nicht nur im Kindergarten, sondern auch am Wetter und am Tagesablauf bemerkbar macht. So bin ich heut morgen zum ersten mal ohne das gewohnte Sonnenaufgangspanorama zur Arbeit gefahren und gewaltige Wolkentürme gestalteten das Himmelszelt. Auch habe ich zum ersten mal am eigenen Leib den Südwind gespürt - eine angenehm warme Brise.

Im Kindergarten wurde jedenfalls alles auf Herbst umdekoriert und auch die Lieder im Morgenkreis thematisieren nun die neue Jahreszeit.
Um euch meinen sonstigen Arbeitsalltag ein wenig näher zu bringen, schildere ich zum Abschluss noch kurz den Mittagsschlaf: Ich habe die ehrenvolle Aufgabe die Kleinen nach dem Essen in den Schlafraum zu geleiten und sie dort bettfertig zu machen --- soll heissen Windeln anziehen, "Pipi" machen lassen und so weiter ... liegen sie dann irgendwann im Bett wollen sie zum einschlafen gebracht werden --- hier gibt es einige Komplikationen, da ich weder eine französische Gutenachtgeschichte oder ein Schlaflied kenne. Als Ersatz müssen momentan Nirvana -oder Muselieder herhalten ... ihre Lieblingsnummer ist der kleine Killifisch von Gerhard Schöne! Schlafen sie dann mal, ist die letzte große Aufgabe des Tages gemeistert und ich kann mich auch zur Ruhe legen...

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Samstag, 23. September 2006
Das Huhn im Sack und eine eigene Wohnung
Salut!!!

Ich hätte nicht gedacht, dass es mir heute noch möglich werden würde euch zu schreiben. Der Grund dafür ist Benoit: Der Freak hat sich seit geschlagenen 24 Stunden nicht ein einziges mal vom Computer wegbewegt --- unglaublich ...

naja ... jedenfalls ist die Hühnergeschichte nun endlich mehr oder weniger gut ausgegangen - zumindest ist sie abgeschlossen! --- Am Donnerstagabend nach der Leherversammlung im Kindergarten marschierte das Huhn durch den Garten und wurde dabei von Corinne gesehen. Diese Gelegenheit ließen sich Bernadette, Corinne und Marie Luce nicht nehmen - sie setzen das Huhn samt einem Küken fest und sperrten es in den Hühnerkäfig. Warum nur ein Küken? wer weiß ... allem Anschein nach ist der Rest Opfer der Nahrungskette geworden und wurde vermutlich von einer Katze gefressen(ein anderes Raubtier wie etwa Hai oder Vogelspinne kann ausgeschlossen werden). Die Armen ... dabei hatten sie ihr ganzes Leben noch vor sich.

Zum Thema "Wohnen in Lyon" hat sich wieder einiges getan!!! So habe ich nun die Wahl zwischen einer Familie, die aus einer Mutter mit ihrem siebenjährigen Kind besteht und einer "Wohnung". Diese Wohnung wäre fünf Minuten von meinem Kindergarten und 10 Minuten von Lyon entfernt. Von der Lage her also optimal. Zumal ich so die Unabhängigkeit hätte, dich ich für eine Stadt wie Lyon brauche. Das wichtigste ist jedoch dass es "eigene vier Wände" mit Bad und Küche sind. Das wär echt super. Der einzige Haken ist, dass die Schule dieses Appartement, was sich in dem Haus einer alten Dame befindet, finazieren müsste --- 200 euro im Monat ... und die Schule ist nicht gerade reich... naja man wird sehen, was wird.

Ansonsten ist grad Wochenende. Für viele Menschen schön, für mich eine Qual. Die Zeit ist sehr schwer tot zu schlagen. Das einzig aufregende war der Ausflug auf die biodynamische Farm, auf welcher der Amerikaner arbeiten wird -- ja, arbeiten wird, denn entgegen meines Informationsstandes kommt der hier erst im Oktober an. Merde!! Dann bin ich schon nich mehr hier, sondern in Lyon ... was solls --- sich mit ihm zu treffen wäre ohnehin schwer geworden, da wir auf zwei Bergen wohnen, die durch ein seeehr tiefes Tal voneinander getrennt sind. So n scheiss ... man stelle sich vor, man sieht die Farm vor sich, weiss aber dass man erst in 2 stunden da sein wird... warum bauen die denn keine Brücke????

Zu Erläuterung am Ende nochmal die Begriffsdefinition "biologisch-dynamischer Landwirtschaft":

In den 1920er Jahren machten manche Menschen beunruhigende Beobachtungen über die Entwicklung der Nahrungs- und Bodenqualität. Vor allem Landwirte, Gutsbesitzer und Lebensmittelverarbeiter, die der Anthroposophie Rudolf Steiners nahe standen, gaben an, dass die Nahrungsmittel, mit denen sie täglich zu tun hatten, weniger gut schmeckten als die, die sie noch in der Kindheit genossen hatten. Beim Getreide und anderen Kulturen sei ein Nachlassen der Vitalität/Qualität zu bemerken. Dieses Gefühl der Qualitätsverschlechterung entstand in einer Zeit, in der die mineralische Stickstoffdüngung, lange nach dem Erscheinen des Hauptwerks Justus Liebigs ("Die Organische Chemie in Anwendung auf Agrikultur und Physiologie", 1840), gerade aufgegriffen wurde und sich langsam die Massenproduktion von Nahrungsmitteln entwickelte.

In Wissenschaft und Praxis waren damals wenig Ambitionen zur Erhaltung der Nahrungsmittelqualität und der Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge zu verzeichnen, und so erhoffte sich ein zunächst kleiner Kreis von Menschen aus der Anthroposophie neue Impulse für den Landbau.

Die Anthroposophie bemüht sich, die Welt und den Menschen als "mehrdimensionale Wesen" zu begreifen und zu erkennen und erhebt den Anspruch, die moderne, vorherrschende, materialistische Weltanschauung, durch eine "geistige Sichtweise" zu ergänzen. Es wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch in der Lage ist, durch Meditation und Arbeit eigene geistige Erfahrungen zu machen. Der Anthroposophie-Begründer Rudolf Steiner versuchte selbst Zeit seines Lebens seine geistigen Forschungsergebnisse in eine modernen Menschen zugängliche, wissenschaftliche Form zu bringen.

1924 entschloss sich Steiner auf Einladung von Johanna Gräfin und Karl Graf von Keyserlingk und auf Bitten anderer Landwirte und Gutsbesitzer, einen Landwirtschaftlichen Kursus (siehe Weblinks) abzuhalten, der die "geisteswissenschaftlichen Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft" legen sollte. Dieser Kurs fand zur Pfingstzeit 1924 auf dem Gut Koberwitz nahe Breslau statt. Vor etwa 100 Teilnehmern hielt Steiner acht Vorträge, an die sich jeweils eine Diskussion anschloss. Es wurden Themen wie das "Zusammenleben von Erde und Kosmos" und die "planetarischen Wirkungen auf die Erde und deren Bewohner" behandelt.

Die Idee des "landwirtschaftlichen Organismus", die heute auch außerhalb der biologisch-dynamischen Richtung gepflegt wird, wurde hier entwickelt. Eine erweiterte, "wesensgemäße" Erkenntnis der physischen Stoffe und deren Aufgabe als "Träger geistiger Kräfte" wurden als wichtige Grundlage genannt. Auch zum richtigen Verhältnis zwischen Feldwirtschaft, Obstwirtschaft und Tierhaltung, zur Bedeutung des Waldes und der Bildung von Biotopen wurden Angaben gemacht. Die wesensgemäße Fütterung der Tiere, aber auch die menschliche Ernährung waren Thema. Als besonders wichtig wurde die Belebung des Bodens und die Förderung und Erhaltung einer dauerhaften Fruchtbarkeit herausgearbeitet. Dazu wurden neue Ideen für Düngerwirtschaft und Kompostherstellung entwickelt.

Die Beteiligten schlossen sich im sogenannten "Versuchsring" zusammen, der in der Nazizeit verboten wurde. Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise fand aber dennoch bei Teilen der nationalsozialistischen Führung Anhänger, wenn auch nicht aufgrund der zugrunde liegenden Philosophie, sondern ihrer "Ursprünglichkeit". So gab es die "Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung" der SS unter der Verantwortung von SS-Reichsführer Heinrich Himmler. Dieser war an der ganzheitlichen Behandlung des deutschen Bodens interessiert (organisch-dynamischer Landbau wurde z.B. auch im Konzentrationslager Dachau praktiziert). 1946 wurde der "Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftweise" neu gegründet. Erste Schritte wurden unternommen, um die Vermarktung aufzubauen. 1954 wurden die Warenzeichenrechte an den "Demeter-Bund" übertragen und 1956 Richtlinien erarbeitet und erlassen. Bis 1988 war der Demeterverband der mitgliederstärkste Bio-Anbauverband.

In den 1990er-Jahren beschloss der Demeter-Bund, die Produkte mit seinem Markenzeichen überwiegend über den Fachhandel, das heißt über Naturkostläden, zu vertreiben. Die Positionierung ihrer Waren als "Premium-Produkte" wurde offenkundig, als der Demeter-Bund gemeinsam mit einem weiteren Anbauverband (Bioland) aus der Arbeitsgemeinschaft für Ökologische Landwirtschaft (AGÖL) austrat.

Quelle: Wikipedia

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Dienstag, 19. September 2006
Eierkuchen oder Crêpe
... gab es heut zum Abendbrot - von mir gemacht!! Sie wollen mir ja nicht immer gelingen, aber heute, ja heute haben die kleinen runden Leckereien alle Anwesenden vom Hocker gehauen!! Yieha!

Angestachelt durch den Zucker, die Nutella und Helge Schneider, von dem ich grad "Globus Dei" lese, bin ich momentan in sehr ausgelassener Stimmung.

Ich glaub, ich muss meine Einstellung ändern, so in Richtung "Kopf hoch, den Blick nach vorne gerichtet und Schnürsenkel gebunden" schließlich habe ich noch genau 10 Monate und 2 Wochen Frankreich vor mir!

dann kann es ja jetzt losgehen! mit neuem Elan!

... am Mittwoch will ich nach Lyon fahren, allein, um endlich mal ein paar gescheite Fotos zu schießen, die ich dann hier präsentieren werde!

Kennt jemand die Band Portugal. The man? Wenn nicht, unbedingt anhören! Demnächst dürfte auch das neue Mars Volta Album ins Haus und danach in meine Gehörgänge geflogen kommen. Prog - Der Soundtrack zum neuen Lebensgefühl Frankreich.

Falls es dem ein oder anderen Leser dieses Blogs noch nicht aufgefallen ist, besteht die Möglichkeit mit COMMENTS meine täglichen Ergüsse zu kommentieren.
Also bitte, ich wäre sehr erfreut, wenn irgendwer seine Spuren auf dieser Seite hinterlassen würde.

in dem Sinne ...

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Woche drei
hat nun begonnen...

Der Tag im Kindergarten heute war super. Die Arbeit mit den Kindern macht sehr viel Spass, hat mich direkt aufgeheitert und nach den Strapazen der letzten Woche wieder auf andere Gedanken gebracht!

Ich hab im moment sturmfrei, da der älteste Sohn Fabian heute eine Präsantation in Physik hat und alle deshalb zur Uni gefahren sind, um ihm die Daumen zu drücken. Der Sudienort liegt ungefähr zwei Stunden von hier entfernt. Fabian wird in diesem Jahr seine Professur in diesem Fach machen und dann vielleicht nach Deutschland gehen.

Zum Abendessen werden sie wieder da sein und ich werde das Essen kochen. Es gibt Eierkuchen --- mal sehen, was sie dazu sagen werden, sind sie doch sicherlich die gute Crepeküche Frankreichs gewohnt.

Ansonsten hat sich heute eine neue Familie angekündigt, die mich bei sich aufnehmen würde. Meine Reaktion darauf? Eher verhalten und skeptisch, waren doch die anderen beiden Gastfamilien bereits ein kompletter Schuss in den Ofen. Na man wird sehen. Ich werde dieses mal auf jedenfall erstmal schauen, wie es ist, bevor ich wieder hals über kopf und komplett euphorisch in neue Schwierigkeiten stürze. Ich denke, ich werde der Familie am Mittwoch oder am Wochenende mal einen Besuch abstatten --- der letzte Umzug unter der Woche war nämlich mehr als anstrengend.

Man wird also sehen.

So - ich mach mich nun auf in die Küche.

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Dienstag, 12. September 2006
Montag
Mein heutiger Tag begann wie jeder bisherige Arbeitstag mit dem Signalton meines Weckers, der mich wie immer auf seine liebenswürdige Art und Weise um 5:39MeZ aus den Träumen fahren lies.
Nach einem kurzen Frühstück ging es halb acht auf die Straße. Heute hatten wir neben dem alltäglichen Kram auch eine Hänne mit ihren 4 Küken an Bord des weißen Peugeot 106. Diese sollten in den neueingerichteten Hühnerstall neben dem Kindergartengebäude verfrachtet werden. Leider war das Federvieh nicht wirklich von dieser Idee angetan und floh innerhalb von 5 Minuten über und durch den Zaun des Geheges....
In dieser Woche arbeite ich bei Uta. Die gebürtige Deutsche passt auf die 2-3jährigen Kinder auf und ich gehe ihr dabei in früchteschälender und abwaschender Weise zur Hand. Heute war ein ruhiger Tag, da nur 4 Kinder anwesend waren.
Desweiteren musste ich heute zum ersten mal den Mittagsschlafdienst auf eigene Faust meistern. Mit überragendem Erfolg: Nach einer kurzen Geschichte und 10minütigem Gedudel auf einer Harfe schliefen die drei zu betreuenden Wenster tief und fest --- und ich dann irgendwann auch.
Ich habe heute Carol kennengelernt. Sie unterrichtet Deutsch an der Waldorfschule und hat ein Kind bei Uta in der Gruppe. Sie eröffnete mir, dass das deutsche Aupairmädchen, welches seit kurzem bei ihr wohnt nur scheisse machen würde und nun eventeull zurückgeschickt werden soll. Sollte das der Fall sein, kann ich bei ihr wohnen. Das wär genial, da ich so fast in Lyon wohnen würde --- also alle Daumen drücken, dass Miss Aupair ihre Sachen packen muss!!!

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Sonntag, 10. September 2006
Sonntag
Sonntag ist ein schöner Tag.
Meiner begann jedoch zunächst mit einer kleinen Unanehmlichkeit ---- einer Spinne in meinem Zimmer, noch größer als die vom Dienstag. Diese trieb mich schon um acht Uhr aus dem Bett und an den Frühstückstisch, wo ich gemeinsam mit Pascal, dem Familienoberhaupt ein paar Croissants zu mir nahm.
Im Anschluss begab ich mich wieder auf mein Zimmer, um zu lesen und Vokabeln wie Vorhang oder Besen für die kommende Arbeitswoche zu lernen.
Die Spinne war in der Zwischenzeit von Bernadette beseitigt worden, die das zwar gerne, aber nicht kommentarlos für mich tat.

Dann der Apell zum Mittag.

Hier war heute Gaelle, die 25jährige Tochter von Bernadette und Pascal zu Gast, um gemeinsam mit dem Rest, den Geburtstag von Aymerick, dem 21jährigen Sohn nachzufeiern. Entsprechend dieses Anlasses fiel das Essen noch festlicher aus als sonst: Es gab eine marrokanische Spezialität und zum Nachtisch Kuchen!
Aus gesellschaftlichen Gründen hab ich mir heute zum ersten mal seit 5 Jahren ein Formel1-Rennen angesehen. Schumacher hat gewonnen!!!!
Im Anschluss daran wurde Schutt geschippt, wofür es als Belohnung ein leckeres Abendbrot gab.
----- Ende.

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