Sonntag, 21. Januar 2007
MS Sirius
Es ist Sonntagabend und meine Füße schmerzen immer noch von den Ereignissen der letzten Nacht.
Ich war wieder einmal unterwegs!! - Mit Constance, Clarisse, Amelie, Benjamin und einer Flasche Rotwein ging es am Samstagabend frohgelaunt und voller Erwartungen an den Abend zum Nachtclub "Sirius". Dieser versprach vor allem viel Atmosphäre, da er sich im Rumpf eines auf Rhône ankernden Schiffes befand. Nach einem kurzen Marsch an der Hafenmauer entlang hatten wir unser Ziel erreicht. Wir schlüpften schnell hinein und fanden uns in einer gemütlichen Bar wieder, deren bullaugige Fenster einen malerischen Blick auf das nächtliche Panorama Lyons freigaben. Dazu säuselte lockerloungige und das szenariokomplettierende Musik vom gegenüberliegenden DJ-Pult durch unsere Gehörgänge.
Der DJ der Elasticpop-Party legte in diesem Moment auf und sprach mich an, als ich an ihm vorbeilief. Nach einem heiteren Smalltalk lud er mich direkt auf die nächste Elasticpop-Party am kommenden Wochenende ein - Oui!! Ich bin beliebt, ich bin beliebt.
Frohen Mutes machten wir uns in den unteren Schiffsteil auf. Hier betätigte DJ Ari-co-vert (die Franzosen haben es einfach mit ihren Gemüsenamen) die Plattenspieler und schaffte es anfangs nicht einmal ansatzweise die Menschen zum Tanzen zu bewegen. Vielleicht lag das ja an seinen drögen Funkcovern noch drögerer und ausgelatschterer Stücke wie "Smells like teen spirit" oder "7 Nation Army". Erst als die ersten Takte von "Take me out" Franz Ferdinand ankündigten, kam unter den Anwesenden eine sich in den Beinen entladende Euphorie auf und die Tanzfläche füllte sich rasch. Es wurde getanzt, gejolt und gesprungen - als es einmal ganz heftig zuging, kam das Schiff kurzzeitig ins Schwanken und bekam sogar eine leichte Schlagseite. So ging es für den Rest der Nacht, in denen der DJ leider nicht vollständig glänzte - die abrupten Stilwechsel und das Quer-durch-den-Gemüsegartenprinzip bei den einzelnen Stücken nervte gegen Ende doch zunehmend. Er rettete sich aber nochmal mit dem, den Abend abschließenden, Intro von PulpFiction.
Gut durchgeschwitzt standen wir schließlich drei Uhr vor dem Club und ich überlegte, wie ich nach hause kommen sollte ... der erste Bus fuhr erst halb sechs und ich dachte mir, dass ich zu Fuß schneller seien würde. Ich entschied mich zu laufen und meisterte die sechs Kilometer Fussmarsch mit Bravour. Auch wenn es mir das hin und wieder mal ein wenig anders wurde, als ich die ein oder andere finstere Gestalt im banlieuähnlichen Oullins erspähte. Ich bin Gott sei Dank froh und munter zu hause angekommen und schlief zufrieden sofort auf der Couch ein.


-- warten auf den Bus --



-- Sneakers im Laternenschein --

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Samstag, 20. Januar 2007
Achja --
lebt ihr eigentlich noch oder hat euch der Sturm erwischt?
Ich hab hier ja nur Bilder aus Deutschland gesehen. Sah ja alles wirklich beängstigend aus.

Was für Häuser sind denn da in Wittenberg beinahe zusammengestürzt??


Ich hoffe es geht euch allen gut!!

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Woche 22
liegt hinter mir.
Nächste Woche ist Halbzeit.
Von nun an wird nur noch rückwärts gezählt.

In den letzten fünf Tagen hat sich im Kindergarten wieder einmal so einges getan. Unter anderem haben wir für den Kampf gegen die launischen Kinder einen neuen Praktikanten namens Thoma in unseren Reihen begrüßt. Er kommt irgendwo aus den Alpen, ist 21 und an der Umsetzung der antroposophischen Theorien Rudolf Steiners sehr interessiert. Er hat sich wirklich mit Steiner auseinandergesetzt und mir auch schon ein Paar Sachen zum Thema Kindergarten erklärt. Ich hatte mir mit seiner Ankunft ein Paar helfende Hände bei den Putzarbeiten erhofft und wurde jedoch sofort mit der harten Realität konfrontiert. Da er eine pädagogische Ausbildung macht, hat er, genauso wie Sujata, natürlich mit Arbeiten wie Abwaschen oder Fegen nichts am Hut. Soll heißen, das die Rollen unter uns Dreien nun immer deutlicher verteilt werden - Während sich Sujata und Thoma hauptsächlich mit den Kindern beschäftigen, bin ich eher peripher mit der Vor - und Nachbereitung der einzelnen Programmpunkte im Einsatz. Gewissermaßen ein Bühnentechnicker oder so, der dafür sorgen muss, dass das Schauspiel im Theater reibunglos über die Bühne geht. Mehr Hand als Kopf.
Als Trostpflaster darf ich ab nächster Woche allein die "Garderie" leiten und am wöchentlichen Lehrercollege teilnehmen. Die Garderie ist eine Art Hort für die Kinder, die über die Öffnungszeiten des Kindergartens hinaus in der Schule bleiben müssen. Ich werde mit ihnen gemeinsam essen, bevor ich sie Fatja überlasse, die die Garederie der älteren Kinder organisiert. Die Teilnahme am College und die Leitung der Garderie sind Maßnahmen der Schule, damit ich meine Ferientage bis zum Sommer abarbeiten kann.
Neben der Schule hat auch meine Freizeit etwas Bewegung erfahren. So hatte ich in der vergangenen Woche zwei weitere Chinesischstunden bei einer anderen Chinesin namens Joy. Der Unterricht bei ihr ist um einiges unseriöser, als bei Hongling. So standen bei unseren ersten beiden Treffen ein ausgedehnter Spaziergang, mit Abstecher in den Parc de la tete d'Or, und ein Nachmittag in den Geschäften Part Dieu's auf dem Stundenplan. Spass hats auf jeden fall gemacht, da Joy ein wenig abgedrehter ist.
Am gestrigen Abend war ich dann mal wieder bei Minja zu hause. Eine weitere Chinesischstunde wollte absolviert und ein ganzer Berg Crepe gegessen werden. Unterhaltsam, unterhaltsam.
Meine Gastfamilie ist übrigens mal wieder Skifahren! Nächstes Wochenende wahrscheinlich auch. Und danach und danach und danach .....

Ich hoffe, dass der Schwung, der hier in mein Leben ein wenig vorangetrieben hat, noch ein wenig anhält. Heut Abend bin ich wieder in Lyon -- mit ein paar Französinen.

Lasset den Tanz beginnen.

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Sonntag, 14. Januar 2007
Brett vorm Kopp
Heute machten Holger und ich uns wieder einmal auf den Weg zum RamDamgarten, um die Brettschaukel, die wir ja bereits schon einmal in klein konstruiert hatten, in einer größeren Version nachzubauen.
Irgendetwas lag da jedoch in der Luft. Vielleicht waren es irgendwelche negativen Schwingungen oder einfach nur der Wind, die den Brettern zu schaffen machten. Jedenfalls wollte es einfach nicht gelingen, das Grundgerüst für die Schaukel hochzuziehen - die Bretter kippten im Minutentakt um. Beim ersten Mal hatten wir das Stativ schon zur Hälfte fertig, als sich das linke Standbein verabschiedete. Beim zweiten Anlauf hätte Holger beinahe wieder ein Brett abgekriegt, was uns zunehmend Respekt vor den unscheinbaren Holzstücken bekommen ließ. Nach dem fünften mal Umfallen hatten wir schon fast Angst. Es war schon verrückt mitanzusehen, was ein Paar Latten mit der Psyche anrichten können.
Wir versuchten zwei Stunden lang das Gerüst zum Stehenbleiben zu bewegen, bis wir uns schließlich geschlagen gaben.
Die Bretter haben heute gesiegt -- aber diese Rechnung werden Holger und ich sicher noch begleichen.


-- Holger auf der Leiter --


-- Das Ergebnis des Tages --

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Zhong Guo~~
Am anderen Ende der Seidenstraße liegt ein Land, das seit mehr als einem Jahr Faszination und Staunen in mir auslöst. China - Reich der Mitte. Heimat der chinesischen Mauer, des Reisweins und vieler Fahrradfahrer. Der kulturelle und historische Umfang dieses Landes ist genauso ausufernd, wie sein stetig wachsendes Volk. Am meisten beeindruckt mich jedoch die chinesiche Sprache, weshalb ich sehr große Ambitionen besitze, das Geheimnis um die, für uns Europäer, so befremdlich wirkenden Töne und Schriftzeichen zu lüften. An diesem Wochenende war es endlich soweit: Der erste Chinesischunterricht. Als Klassenzimmer fungierte die Küche der Familie Manns/Bey, in dem die aus Kami und mir bestehende Klasse platz nahm, um den Worten der Lehrerin HongLing zu lauschen. Lektion 1: chinesischen Töne! Die erste Herausforderung lag vor uns. Zunge und Mund vollführten eine kramphafte Akrobatik, als wir die Töne, die aus Honglings Mund so beflügelt und problemlos geflogen kamen, nachzuahmen suchten. Aus R wurde ein ein rauschendes Störgeräusch und der Vokal E mutierte zu einem Ausruf, wie wir Deutschen ihn hervorbringen, wenn wir eine Mahlzeit nicht sehr appetitlich finden. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten stellte sich jedoch auch rasch die ersten Erfolge ein. So waren wir bereits nach einer Stunde in der Lage erste Worte auf chinesisch auszusprechen. Das Wichtigste ist richtige Aussprache der vier Töne. Spricht man nur einen falsch aus, verliert oder verändert der eigentlich gemeinte Satz seine komplette Bedeutung.
Spass hat es wirklich gemacht und all meine Erwartungen wurden erfüllt. Ich bin bereits voller Vorfreude auf die nächste Stunde!!!

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