Mittwoch, 10. Januar 2007
klimabedingte Gemütsschwankungen und der alltägliche Wahnsinn Waldorf
Die erste Arbeitswoche ist gerade mal zur Hälfte überstanden und ich sehne mich schon wieder nach dem Wochenende. Grund ist unter anderem mein erster Arbeitstag in MarieLuce Kindergarten in 2007. Da Sujata diese Woche in der Schule ist, war ich am Montag und Dienstag bei Uta und habe die zwei bis drei Jahre alten Kinder gehütet. Die Arbeit mit den Kleinen ist um einiges angenehmer und kreativer, als sich einen gesamten Vormittag lang MarieLuces fünf Oktaven zu hohe Stimme anzuhören. Die Arbeit bei ihr ist wirklich stumpfsinnig und eintönig geworden, da ich in "IHREM Kindergarten" nicht viel zu sagen habe und im Grunde nichts besonderes beitragen darf. So übernimmt sie sämtliche Dinge, die mit den Kindern zu tun haben und lässt mich Wachsstifte saubermachen oder Klammern reparieren. Zudem plant sie allein die gesamten Vormittage. Bei Uta hingegen ist es genau umgekehrt. Da darf ich Spiele für dieKinder erfinden, während Uta beispielsweise spült und wir überlegen gemeinsam, was wir in den Wochen tun können, in denen ich MIT ihr zusammen arbeite. Alles in allem ist die Zeit, in der ich bei Uta im Jardin de tous petis bin, einfach entspannter. Bei Marie Luce bin ich nach einer halben Stunde schon fix und fertig - Gott sei Dank war das nur heute.
Ansonsten erfreue ich mich gerade an den temperaturbedingt früh flatternden Schmetterlingen! So wie die kleinen Flattermänner könnte man bei den Temperaturen tatsächlich glauben es sei bereits Frühling! 17° Celsius sind es hier und damit 27°Celsius mehr als im letzten Winter! Die Franzosen sollen sich mal nicht wundern, so wie Sie mit der Umwelt rumspringen - da werden Tischtennisplatte im Garten verbrannt und das Wort Mülltrennung braucht man gar nicht erst in den Mund zu nehmen - wahrscheinlich gibt es den Begriff auf französisch nicht. Na gut, sie haben ja immerhin zwei Tonnen -- auch wenn niemand weiß, welcher Müll in welche Tonne gehört ...
Gott sei Dank gibt es da Waldorf!! Die gute Seele oder das grüne Rückgrat Frankreichs! Lebensalternativen werden hier wirklich vorgelebt! Moniseur Canard ist zum Beispiel kürzlich in den Holzschuppen neben Alois Klassenzimmer eingzogen. Dort lebt er nun - ohne Dusche und ohne Fenster. Ich bin mal gespannt, wie lange unser kleiner Anarcholehrer das aushält. Zuvor wohnte er in einem Wohnwagen vor seinem eigenen Haus, aus dem ihm seine Frau hochkannt rausgeworfen hatte. Auch ansonsten darf man bei unserer Schule wirklich nicht auf Details achten, da sonst der gute erste Eindruck schnell verloren gehen könnte. Wir haben unter anderem noch zwei Mädchen auf der Schule, die zusammen ausgehen und dafür von der Lehrergemeinschaft Missachtung ernten.
Abgesehen von den kleinen Arbeitstrapazen bin ich ansonsten voll auf der Höhe - gesundheitlich wie auch moralisch! Am Wochenende habe ich meine erste Chinesischstunde, an der auch Kami teilnehmen wird. Außerdem wartet ein weiteres Lattenbauabenteuer mit Holger auf mich, während meine Gastfamilie einmal wieder einen Skiausflug mit Archie unternehmen wird. Das kommende Wochenende ist übrigens sein Letztes in unserem Haus, da er sich nächste Woche nach einem kurzen Besuch in Paris nach Hause begeben wird!
Ihr seht - auch 2007 wird es hier nicht langweilig und ich freue mich schon auf die Dinge, die in diesem Jahr noch auf mich warten --- BERLIN!!!!

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Sonntag, 7. Januar 2007
In den Ferien
Sonntag. Einen Tag vor Montag. Arbeit morgen - bedeutet Ende der Ferien, bedeutet erneut körperliche Anstrengung - für fünf Wochen - bis es wieder heisst "Ferien, ihr seid wieder mein". Sie wird mir fehlen, diese viele freie Zeit. Lange schlafen, viel essen, dann wieder schlafen und essen. Na gut, ich hab auch was mit meiner Zeit angefangen. Ich war zum Beispiel einen Nachmittag bei Kami, Holger, Minja und Mio zu Gast. Ein unterhaltsamer Nachmittag, den wir unter anderem Blindekuh spielend verbrachten.Die Familie wohnt im Fünften, einem sehr populären Stadtteil Lyons, der ein wenig an Friedrichshain erinnert.
Gestern gab's dann noch ne Mutprobe zu bestehen. Im Rahmen des 6. Januars, der hier genauso wie in Deutschland gefeiert wird, gab Schnecken in Kräutersauce.Ich habe mich tapfer geschlagen und aß ganze drei Schnecken. Dazu muß man allerdings sagen, dass es sich mit Schnecken wie mit Zwiebeln verhält. Die sind zwar da, schmecken tut man sie aber nicht wirklich. Dafür schmeckte ich die Kräutersauce, die richtig lecker war. Zum Nachtisch gab es das Galette des Rois. Dies war die französische Variante des Dreikönigskuchens, in dem zwei Fève genannte Königsfiguren versteckt waren. Diese wurden von Brigitte und Ariel gefunden, welche sich fortan mit dem Titel, König für einen Tag anreden lassen durften.
Wo wir gerade bei Traditionen sind - ich bin der Feuerwerksgeschichte zu Silvester nachgegangen und habe herausgefunden, dass man hier am 14. Juli, also am Tag der französischen Revolution von 1789 knallt. Zur Ehre der Befreier und Gründer der ersten europäischen Demokratie, was auch ein schöner Grund ist, mal so richtig die Sau rauszulassen.
Ansonsten hab ich mich noch mit meiner zukünftigen Chinesischlehrerin Hongling getroffen. Ich werde ihr im Gegenzug Deutsch beibringen, was die ganze Sache für uns Beide kostenlos macht. Hongling ist 26 und aus eine westlichen Provinz Chinas.
Die Ferien waren schön, die Ferien werden mir fehlen. Aber wie heisst es so schön, vor den Ferien ist nach den Ferien.

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Montag, 1. Januar 2007
Ins neue Jahr geschlichen ...
Ein gesundes, neues und frohes Jahr oder Bonne Annee wünsche ich aus einem sonnigen Lyon. Neujahr, erster Januar! Wie fühlt man sich? Ich fühl mich älter. 07 - 87 - 20 ein Zahlenspiel, welches in diesem Jahr eine große Bedeutung für mich haben wird.
Und sonst? Unzufriedenheit nach einer wieder einmal gegen alle Gewohnheiten entsprechenden Silvesternacht. Direkt das zeichnendste Beispiel: Es ist 23:59 oder 55 oder 58 --- der übliche Diskurs über die momente Zeit wird entfacht. Schließlich einigt man sich, wartet gespannt und drückt sich mit dem Eintreten des neuen Jahres einen Kuss auf die Wange. 2007 hat uns. Ich gehe nach draußen, um mir das Feuerwerk anzusehen und finde mich vollkommen verblüfft in einer absoluten Stille und unter schwarzem Himmel wieder. Keine Raketen, die freudig das neue Jahr begrüßen, keine Freudenrufe und kein einziger Knall eines aus China importierten A-Böllers sind zu vernehmen. Ein trauriges Spektakel in der lyonner Neujahrsnacht.
Ich will ja Silvester jetzt nicht nur auf Feuerwerkskörper reduzieren, aber die Langeweile zum Jahreswechsel war auch während der gesamten Feier in unserem Nachbarhaus zu spüren. Die Jugend saß, trank, trank noch mehr, trank zu viel und schlief dann schließlich um halb eins felsenfest. Frohes neues Jahr - oh du allesvernichtender Alkohol. Franzosen sind merkwürdig - wahrscheinlich nicht alle - Alias Freunde aber schon. Ich für meine Fälle lag fünf Uhr im Bett - mit einem Gefühl der Trauer und der Sehnsucht nach meinen Freunden im Bauch. Der nächste Jahreswechsel wird wieder unser sein!


-- der DJ --


-- das unbegeisterbare Publikum --


-- ... denn zu viel Alkohol ist ungesund --


-- Ariel fand Silvester genauso spannend wie ich --

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Sonntag, 31. Dezember 2006
le jour de l'An
Ich grüße zum letzten mal 2006 -

Ich hoffe, ihr alle verbringt die finalen Stunden dieses Jahres angenehm und feierlich. Mit dem Eintreten des morgigen Tages wird nicht nur ein neuer Kalender an die Wand gehängt, sondern auch die Tür zu einem neuen Jahr aufgetreten -

2007 - neue Perspektiven, neues Glück -

Nehmt das Beste aus diesem Kalenderjahr mit und nutzt es für das darauffolgende - den Blick nach vorne und Attacke!

Wir werden uns wiedersehen.

Ich wünsche euch das Beste!

Auf bald -

Lukas

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Freitag, 29. Dezember 2006
Den Schnee suchen gegangen
Der Berg hat gerufen und wir sind ihm bedingungslos gefolgt. Schnee hat er uns versprochen und natürlich eine Menge adrenalingeladener Abfahrten. So beluden oder besser überluden wir voller Vorfreude am Dienstagabend den kleinen Espace und machten uns zu siebt auf den Weg nach Grenoble(bekannt aus dem Buch "Das Parfüm"). Dort kamen wir im Haus einer Freundin Etiennes unter und waren rund eine Stunde vom Skigebiet entfernt. Den ersten Abend verbrachten wir vor dem Fernseher, da die Hausmutter eine Reihe genialer Filme im DvDregal stehen hatte.
Am nächsten Morgen ging es zwölf Uhr los - Ziel: Les Alpes d'Huez. Die Sache mit dem Schnee war auf dem Weg noch mit einem großen Fragezeichen versehen, da nirgendwo ein Zeichen von ihm zu vernehmen war. Es waren sechs grad Celsius und die Sonne brannte vom Himmel. Erst auf der Höhe von 2000 Metern konnte man etwas Weißes erkennen. Doch die Schneelandschaft war löcherich - hier und da ragten Steine oder wucherte Gras. Trotzdem wollten wir auf die Piste und ich endlich Snowboard fahren. Entgegen der Ratschläge meiner Gastfamilie lieh ich mir schließlich ein Brett und machte mich mit Etienne, Brigitte, Alois, Alia, Jeremie und Alice in der Gondel auf den Weg zur Bergspitze. Ich glaube, ich habe ein wenig Höhenangst, da ich mich in der Gondel nicht besonders wohl fühlte. Oben angekommen erwartete uns ein sagenhafter Ausblick auf das Umland - der Himmel war blau, die Berge weiß und die Täler grün. Eine Idylle.
Ich schnallte das Snowboard an und war bereit für die Abfahrt. Vielleicht sollte ich die ersten zehn Minuten ausblenden, in denen ich die meiste Zeit auf dem Boden lag und Schnee fraß, und direkt bei der zweiten Abfahrt beginnen. Ich hatte das Brett gezähmt und die Kontrolle übernommen. Mit Albert Hammond Jr. im Ohr, der mich ermutigte, machte ich mich auf den Weg nach unten. Das Board reagierte auf jede kleinste Bewegung und ich achtete auf jedes kleinste Signal des Boards. Wir wurden zu einer Einheit. Stürze wurden seltener, was bei dem Schnee auch besser war - In der Konsistenz bretthart wich er teilweise einer noch härteren Eisschicht. Trotzdem genoß ich eine Abfahrt nach der anderen und fühlte mich beim abendlichen Crêpe sehr stolz über meine erbrachte Leistung. Der zweite Tag verlief ähnlich atemberaubend - ich machte bei einem kleinen Unfall die Bekanntschaft eines Belgiers, der die deutsche Fussballnationalmannschaft mochte - und vor allem war er viel zu schnell vorbei.
Ich habe eine neue Passion - Snowboarden. Meine ersten beiden Tage auf der Piste seit 1999 haben mir wirklich gefallen, auch wenn ich mich heute kaum bewegen kann, da mein Körper ein einziger Muskelkater ist. Ich kann es nur empfehlen und freue mich schon auf meine nächsten Abfahrten.


-- Das Equipment --


-- Die Crew: Maxim, Jeremie und Alia --


-- Beim Frühstück: Etienne und Brigitte --


-- Die Piste --


-- Die Aussicht --


-- unendliche Weiten --


-- Ich vor Panorama --


-- mein Brett und Ich --


-- Rückweg im etwas überfüllten Auto --

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Montag, 25. Dezember 2006
Nachruf Skippy+++

-- Skippy, du wirst mir fehlen! --

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Noel
So, nun darf ich auch offiziell "Frohe Weihnachten" aus Frankreich wünschen!! Um zwölf Uhr gab es Geschenke - ich bekam unter anderem ein französisches Kochbuch! Und im Anschluss ein feierliches Weihnachtsessen!!! Jetzt ist erstmal ausspannen angesagt, bevor es morgen ab auf die Piste geht!!


-- Ich darf präsentieren: Meine Gastfamilie! --


Daniel, Ich, Alice, Alois, Etienne, Ariel, Brigitte, Alia, Lucette(v.l.)

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Die rockende Weihnacht
Ich grüße euch! Es ist 4:24 und ich taumle vor Freude! Hinter mir liegt die unbeschreiblichste Vorweihnachtsnacht meines ganzen Lebens! Vergessen wir einmal die deutschen Traditionen von abendlicher Bescherung und gemeinschaftlichen Raclette und richten wir unseren Blick auf dieses Haus am Chemin de Moly:
Die Essensglocke läutet. Es ist halb zwölf in der Nacht! Zeit zum Abendbrot. Als Brigitte, Alia, Etienne, Alois, Ariel, ich und die gesamte Verwandschaft endlich am Tisch sitzen und das Essen serviert wird bleibt mir für eine Sekunde das Herz stehen. Was muss ich da sehen?!? Nein keine Schnecken - dafür aber tote Garnelen, Muscheln und Seeschnecken ... alles ehemalige Haustiere von mir, die ich monatelang in meinem Aquarium bewundert habe. Mein Magen zieht sich zusammen. Aus Freundlichkeit probiere ich von allem -- der Geschmack kommt mir sofort bekannt vor - ja klar, diese Meeresspezialitäten schmecken nach Ostseewasser! Jenes Salzwasser, welches ich als Kind schon oft nach dem Tauchen im Mund gehabt habe - Ich bin beruhigt, hatte ich hinter diesem glitschigen und schleimigen Kadavern doch bereits die schrecklichsten Geschmäcker vermutet -- Nicht außergewöhlich also, leider auch nicht besonders lecker. Gott sei Dank zeugen die folgenden Gänge wieder von gewohnter Qualität - es gibt Reis, Käse, Brot und leckeren Kuchen - dazu das ein oder andere Glas Wein!


-- meine Erzfeinde an diesem Abend --

-- mit etwas Wein kriegt man alles runter! --

-- die Tafel --

Nachdem die fünfte Flasche geleert ist, hält es keinen mehr still. Es zieht uns ins Wohnzimmer, wo bereits ein Mix aus französischen und englischen Evergreens läuft. Man tanzt. Zuerst verhalten, nach einer halben Stunde fröhlicher, bis schließlich alle barfuss, schwitzend und mit Händen in die Höhe gerissenen Armen auf der provisorischen Tanzfläche stehen und laut zur Musik singen. Das geht so volle zwei Stunden. Doch spätestens um vier ist man erschöpft und lässt sich auf dem Sofa nieder. Es folgen Abschiedsküsse auf die Wange, während sich das Haus allmählich leert. Der Abend ist gelungen. Und ich .. ich taumle und freue mich zugleich, dieses verrückte Szenario miterlebt zu haben! Oh was haben wir gelacht!


-- I bet, that you look good on the dancefloor! --

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Sonntag, 24. Dezember 2006
Dank
In der vergangenen Woche kamen eine Reihe Postkarten ins Haus geflogen. Von meinen lieben Großeltern und von Wibke!! Vielen lieben Dank dafür!! Ich habe mich sehr darüber gefreut!! Ich wünsche euch auch frohe Weihnachten!!
Es ist schon schön, aber doch seltsam, wie nahe ich meiner Familie in der letzten Zeit gekommen bin. Hat sich die Distanz doch geografisch arg vergrößert --- Ich hoffe, dass diese Entwicklungen der letzten Monate ein Anfang sind. Ich würde mich freuen, wenn der Kontakt in Zukunft weiter ausgebaut wird. Beste Vorraussetzungen werden mit dem geplanten Umzug nach Berlin jedenfalls geschaffen, da ich so nun auch auf der Achse Berlin-Wittenberg-Halle-Dresden wohnen werde.
Osten, du hast mich wieder! bald - bald ...

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Skippy
Ich darf vorstellen: Skippy -- ein australisches Buschkänguruh. Eigentlich war es ein Geschenk Archies für Ariel - durch meine einsamen Stunden zu haus sind skippy und ich jedoch nach kurzer Zeit beste Freunde geworden!


-- Skippy wacht über meinen Schlaf --


-- Skippy ist traurig --


-- bei einer australischen Ringveranstaltung --


-- Skippy hat seine Suppe nicht gegessen --


-- Ade et Joyeux Noël ! --

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