Montag, 6. November 2006
Zurück
Nach den zwei sehr ereignisreichen und mehr oder weniher erholsamen Urlaubswochen bin ich nun wieder zurück in Lyon und habe bereits meinen ersten Arbeitstag hinter mich gebracht. Leider ist es hier genauso kalt wie in Deutschland und es soll auf jeden fall noch eisiger werden! Entsprechend erwarte ich bereits meine allwinterliche Erkältung und habe schon jetzt keine Lust darauf ---
Außer dem Wetter ist hier alles beim alten geblieben: Ich wurde mit der selben Freundlichkeit wie immer empfangen und habe nach wie vor die selben Aufgaben im Kindergarten. Am Wochenende wird das St. Martinsfest stattfinden, welches wie alle Feste, ausgiebigst zelebriert wird. So basteln wir schon seit einiger Zeit St. Martinslieder singend die Laternen für den am Freitag geplanten Laternenumzug! Es wird bestimmt schön einmal die andere Seite vom halloweenverseuchten Erntedankfest kennen zu lernen ...

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Reise - Heimkehr?
Bepackt mit zwei Rucksäcken machte ich mich am Freitagabend vor zwei Wochen auf den Weg zum Bahnhof Perrache in Lyon. Dort wartete bereits der Euroliner auf mich, der mich nach Deutschland chauffieren sollte. Daneben stand meine kulturell buntgemischte Reisegruppe, bestehend aus Russen, Arabern, Gambianern, Spaniern, Franzosen und Deutschen. Die Meisten waren auf dem Weg nach Hause oder wollten in den Urlaub. Der Russe Nikolai war zum Bespiel gerade auf dem Weg von Valencia nach Moskau und hatte bereits einen Tag Busfahren auf dem Buckel, als ich ihn traf.
Nach zwölf Stunden Fahrt, die ich halb schlafend und halb wachend verbrachte erreichte ich schließlich mein Ziel - Münster Hauptbahnhof. Ein kalter Wind empfing mich und das altbekannte Gemisch aus braun und graufarbtönen prägte die Kulisse. Eine Tristess, die duch den Zweifel, warum ich überhaupt wieder gekommen war, noch gestärkt wurde. Nachdem jedoch meine Mutter mit Noah um die Ecke gebogen kam, waren all die bitteren Gedanken plötzlich nur noch Nebensache. Noah. Ein so niedliches kleines Brüderchen habe ich da. Ich war wie gebannt und habe ihn inzwischen in mein Herz geschlossen.
Voller Vorfreude auf die noch vor mir liegenden gemeinsamen Stunden mit ihm machten wir uns auf den Weg "nach Hause" und erreichten schließlich Ascheberg. Ich mochte diesen Ort und seine Menschen noch nie und fühlte mich entsprechend fremd, als wir das Ortseingangsschild passierten. Der Himmel war immer noch grau und einzig Noah auf der Rückbank verhalf mir allmählich aufzutauen.
Ausgepackt und Geduscht konnte nun die weitere Tages- oder besser Abendplanung beginnen. Ab nach Münster, um dort zu tanzen war das Einzige, was an einem Samstagabend wie diesem in Frage kam. Und das tat ich dann auch! Gemeinsam mit meinen Freunden tanzte ich bis morgens um sechs und lag halb neun im Bett! Ein gelungener Abend! hrhr
Die gesamten zehn Tage waren ein einziges Wiedersehensfest- es gab nicht einen Tag, an dem ich nicht mit irgendwem, irgendwo in Münster unterwegs war. Trotzdem habe ich es nicht geschafft alle Menschen wiederzusehen ... Katja, Boris, Beky und Andree entschuldigt mich! Die Zeit ist mir einfach davongelaufen!

Am Donnerstag ging es dann weiter nach Paris! Ich nutzte den ultraschnellen Thalys, um in die Stadt der Liebe zu gelangen. Am Gare du Nord erwartete mich bereits Sebastian, ein Freund aus meinem Vorbereitungsseminar. Er brachte mich in den Vorort Chatou, wo er gemeinsam mit zwei anderen Zivis über dem Kindergarten hauste. Eine wirklich sehr lustige WG. Die Stadt wurde dem gerecht, was ich von ihr erwartet hatte. Selbst das als Volksport betriebene Schwarzfahren war so, wie ich es aus dem Fernsehen kannte.
Am Freitag und Samstag machte ich die standardgemäße Touristentour und besuchte alles, was einen Namen oder irgendeine historische Bedeutung hat!! Vor allem Notre Dame hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.
Ich kann einen Besuch dieser Stadt jedem empfehlen, der noch nicht selbst auf dem Eifelturm gestanden oder ihn zumindest gesehen hat!

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Samstag, 14. Oktober 2006
Waldorf Frankreich unter der Lupe
Die Waldorfeinrichtung in Lyon hebt sich im Vergleich zu den normalen Kindergärten Frankreichs sehr deutlich vom schulorientierten Kindergartenalltag ab. Die Kinder lernen hier nämlich weder das Alphabet noch die Zahlen von eins bis 20 mit entsprechendem Additions oder Subtraktionsverfahren. Auf den ersten Blick ähnelt der Kindergartenalltag unserer Einrichtung Dem eines deutschen Kindergartens. Die Kinder spielen oder lernen spielerisch nützliche Dinge wie Brotbacken oder Saftpressen. In der letzten Woche zum Beispiel aßen wir Esskastanien, die wir zuvor über selbstgemachtem Feuer gegrillt hatten. Schaut man jedoch genauer hin, kommen an vielen Ecken und Enden die Ideen Rudolf Steiners zum Vorschein. Zum Beispiel sind die Wochenabläufe immer gleich: Am Montag wird gezeichnet, am Dienstag wird was mit Knete gemacht, am Mittwoch geht es in das kleine Wäldchen auf dem Schulgelände, am Donnerstag wird dann Brot gebacken und am Freitag mit Wasserfarbe gemalt. Auch das Essen folgt diesem festen Rythmus.
Weitere Besonderheiten wären, dass keine Spielsachen oder Frühstücksdinge wie Kekse oder Schokolade von zu hause mitgebracht werden dürfen. Es gibt immer fein Obst und gespielt wird mit den selben Spielsachen.

Die gesamte Schule hat von außen einen drittweltlichen Touch, der leider auch unfreiwillig für die Geldsituation der Schule steht. Denn die Schule ist kurz gesagt arm. Sie wird nämlich nicht vom Staat subventioniert, sondern finanizert sich vor allem durch die Eltern und durch Spendenkreise. Leider ist Frankreich ein "Waldorfentwicklungsland" und die Pädagogik sehr unbekannt. Entsprechend gibt es eine handvoll französischer Waldorfeinrichtungen unter anderem auch in Paris, die übrigens vom Staat unterstützt wird. Finde ich seltsam, das Warum habe ich bisher noch nicht hinterfragt. Der mangelhafte Bekanntheitsgrad der Bewegung schlägt sich gravierend auf die Schüleranzahl der Schule und des Kindergarten nieder. So sind Jahrgangszüge mit 10 oder 15 Schülern normal, was in Deutschland ja nicht mehr denkbar ist und meines Wissens für weiterentwickelte Waldorfländer untypisch ist. Diese dürftigen Schülerzahlen lassen also kaum Geld in die Schulkasse fließen. Die finanziellen Mittel reichen aber dennoch gerade so, um die Lehrer einigermaßen zu unterhalten. Für Dinge wie Putzen, Wäschewaschen oder Reparaturen müssen dann jedoch die Eltern ran. Einen Hausmeister oder ähnliches gibt es nämlich nicht.
Auch das Stromnetz ist mehr als instabil. Am letzten Donnerstag machte ich zum Beispiel die Ofentür mit etwas mehr Schwung zu, was einen Stromausfall im gesamten Kindergarten verursachte. Grund: eine Lampe brannte zuviel. Uta erzählte mir zudem, dass in einem Klassenzimmer nicht alle Heizungen laufen könnten, wenn man das Licht anschalten wollte. Zur Wahl stehen hier also frieren oder im dunklen Unterrichten.
Das ist alles wirklich nicht schön, bietet die Schule doch neben einer angenehmen Arbeitsatmosphäre und einem familienähnlichen Klima vor allem im kreativen Bereich so viele Möglichkeiten.

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Dienstag, 10. Oktober 2006
Angekommen!
Einen Guten Tag aus dem sonnigen Frankreich wünsche ich Euch!!
Da ich weiß, dass ein paar Seelen sehnsüchtig auf diesen neuen Eintrag gewartet haben, möchte ich mich im Vorhinein schonmal für meine nichtvorhandene Präsenz in der letzten und so ereignisreichen Woche entschuldigen.
Meine Abwesenheit in den Weiten des Internets lässt natürlich einen Wandel in meinem französischen Leben vermuten. In der Tat hat sich hier einiges im Bezug auf Lebensqualität und Tagesgesstaltung getan -- und dies so ruckartig und extrem, dass ich einfach vollkommen überwältigt gewesen bin. Meine Gastfamilie ist wirklich traumhaft und so überaus gastfreundlich. Ich habe mit Ariel, Alois und Alia neue und liebreizende Geschwister und mit Brigitte und Etienne ein hilfreiches Gastelternhaus gewonnen.
Da Lyon nun auch nicht mehr weit ist, bin ich nun auch öfter in der Stadt unterwegsund werde bald mit der Suche nach einer geeigneten Band beginnen. Achja. Einen eigenen Verstärker habe ich hier auch auf meinem Zimmer und das Klavier in der ersten Etage klingt einfach super.
In dem Haus ist immer was los, sei es die Hausfrau oder die Großeltern, die hier täglich ein und aus gehen oder nur ein Paar Freunde der Familie - zur Ruhe kommt man hier erst nachts.
Am Wochenende war ich zum zweiten mal im Nachtleben Lyons unterwegs --- es war atemberaubend schön. Selbst Nachts ist auf den Strassen so viel los wie am Tag! Und die alten Häuser wirken im Licht der Straßenlaternen und Leuchtreklamen der vielen Bars und Kinos noch einen tick schöner, als sie es schon amTag tuen. Ich denke, dass dies der Anfang ist - meines Lebens hier und eines unglaublichen Jahres, dass sich nun strahlender als in den letzten Wochen vor mir erstreckt. Freut euch mit mir!!!
Auf bald.

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