Sonntag, 26. November 2006
Von Latten und Shishas
Ein laues Lüftchen, 18° Celsius am Vormittag und jeden Tag Sonne. Willkommen im Lyon der Gegenwart. Ich bin, so glaube ich, noch nie Ende November mit kurzer Hose an der freien Luft rumgelaufen. Dank der kontinuierlichen Erderwärmung hatte ich vergangene Woche zum ersten Mal Gelegenheit dazu. Traurig machen mich die milden Temperaturen nicht - wer friert schon freiwillig? -, trotzdem bin ich sehr beunruhigt. Was wäre, wenn die Grillsaison niemals mehr aufhört? Oder wenn es im Sommer Glatteis während des Ferienverkehrs gibt? Nicht auszudenken. Warum schauen wir alle nur untätig zu, während dieser Planet, der auch unser zu Hause ist langsam und allmählich vor die Hunde geht? Schön, dass es uns noch gut geht --- was ist aber mit unseren Kindern, Kindeskindern usw.? Werden sie wohl auch noch das Vergnügen haben, im Wald spazieren zu gehen, um dort echte Tiere mit eigenen Augen zu bestaunen, anstatt nur über sie zu lesen, wie wir es heutzutage etwa mit den Dinosauriern tun?
Handeln statt zusehen. Aber wo anfangen? Vielleicht bei sich selbst? Also ich fahre jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Schule ....

Entschuldigt. Ich war kurz weggetreten ---

Jedenfalls hatte das Wetter auch seine guten Seiten und ich konnte problemlos einer Menge Aktivitäten im Freien nachgehen.
So war ich zum Beispiel am vergangenen Wochenende mit Holger Bey, dem Vater von Minja, unterwegs. Geimeinsam bauten wir mit 4 Meter langen und 10 bis 15 Kilo schweren Holzlatten den Prototypen einer Waage, die wir in der nächsten Zeit nochmal in groß bauen wollen. Die Tüftelei war sehr unterhaltsam, wenn auch nicht ganz ungefährlich. Als wir das Gerüst wieder demontieren wollten, zogen wir leider an einer falschen Latte. Resultat: Die Balancelatte freute sich, endlich nicht mehr unter Spannung zu stehen und endlud ihre Freude in einem Meterhohen Satz, der mich und Holger beinahe ausgeknockt hätte. Wir kamen gott sei dank nochmal so davon - ich mehr, Holger weniger. Ihm knallte eine Latte auf den Kopf, mir hingegen nur auf den Fuß. Wir haben unsere Lektion gelernt. Nächstes Mal wird ein Helm aufgesetzt. Die ganze Aktion fand auf dem Gelände des lyoner Kunstvereins "RamDam" statt. Dieser Verein führt jeden Monat Projekte von Künstlern auf, die ich mir das nächste Mal auf Einladung von Holger und seiner Frau Kami mit ihnen gemeinsam ansehen werde. Die Familie Mans/Bey ist sehr nett und hilfsbereit und gehört zu dem Deutschen Kreis, den ich hier in Lyon kennengelernt habe.

Lattenkonstrukt
-- Unser Lattenkonstrukt --

Am vergangenen Wochenende stand dann Abends noch ein Besuch in unserer "Stammshishabar" auf dem Programm, welche ich gemeinsam mit Alia und ihren Freunden regelmäßig aufsuche. Mit regelmäßig meine ich immer und mit immer meine ich, dass es mich langsam langweilt. Zudem ist es nicht gut für die Gesundheit. Es wir wirklich Zeit, dass ich neue und vor allem gleichaltrige Menschen kennenlerne.

Seit 2 Wochen wohnt hier noch ein Australier. Seine Name ist "Arschi" --- die französische Form von "Archie" - leider schaffen es die Franzosen nicht, seinen Namen vernünftig auszusprechen ... ich heisse übrigens auch "Lüka" oder Lukaß oder Luka ---
Leider ist Archie erst 15 und sehr schüchtern, was bedeutet, dass sich nicht soviel mit ihm anfängen lässt, wie ich es mir erhofft hatte....

Regenbogen
-- Regenbogen über St. Genis Laval --

Zimmer
-- ein Blick in mein Zimmer --

Ich
-- meine Wenigkeit --

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Sonntag, 12. November 2006
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Am vergangenen Samstag war "Travaux au jardin enfant" - soll heissen, es wurden Hammer, Sägen und vor allem Laubharken ausgepackt, um den Kindergarten mal wieder richtig auf Vordermann zu bringen. Ich war dabei an vorderster Front im Einsatz und half wo ich nur konnte und muss sagen, dass mir die körperliche Arbeit große Freude bereitet hat. Schließlich kam der selbstlose Einsatz meiner Muskelkräfte vor allem den Kindern unserer Einrichtung zu Gute. Vielleicht war es gerade dieser gute Wille, der meine Hände leitete und mich sekundenschnell Holz kleinsägen oder äußerst gründlich die Blätter harken ließ. Ich habe mich wirklich über mich selbst gewundert, da mir solche Aufgaben eigentlich bisher immer misslangen oder -fielen. Nach acht Stunden harter Arbeit und ein paar interessanten Gesprächen mit den hilfsbereiten Eltern war das Werk vollbracht: Ein neues Beet für Gemüse und ein blitzeblank geputzter Garten prägten das abendliche Bild.
Geschafft machte ich mich auf den Weg nach Hause, wo am Abend eine kleine Sturmfreiparty stattfinden sollte. Eingeladen waren Alias Freunde und ein Amerikaner namens Anton. Er stammt aus Wisconsin und macht gerade 2 Monate Ferien in Europa. Ich verstand mich sehr gut und mit ihm und genoss es endlich mal wieder richtig Englisch zu sprechen. Wir unterhielten uns sehr sehr lange(Morgens um 6) über Gott und die Welt, bis ich dann irgendwann beim reden fast eingeschlafen bin.
Der Abend wurde neben dem Gespräch mit Anton vor allem von dem exhibitionistisch veranlagten Iwan geprägt, der bei 5° Celsius unbedingt nackt durch den Garten rennen musste - Franzosen sind schon ein komisches Völkchen - Ich habe den Abend jedenfalls sehr genossen
und mit Anton sogar noch einen netten Menschen gewonnen, mit dem ich in der vergangen Woche drei mal in Lyon gewesen bin und mit dem ich auch nach seiner Abreise noch in gutem Kontakt stehe.

anton und ich
-- Anton und ich --

ampere
-- Moniseur Ampere --

Lampe
-- eine schöne Laterne --

Alia
-- ein Blick aus meinem Fenster --

garten
-- mein Garten --

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La fête du St. Martin
Am Freitag war es endlich soweit. Mit Lichterumzug und Gruppengesang wurde der heilige Bischof St. Martin geehrt, welcher vor langer Zeit gelebt und sich im Vergleich zu manch Anderem aus seiner Zeit, sehr viel um die Armen und Mittellosen gekümmert hat. Der genaue Feiertag ist der 11. November, welcher auch gleichzeitig sein Todestag ist.
Der Festabend am Freitag war für mich vor allem aus dem Grund sehr interessant, da ich noch nie zuvor St. Martin gefeiert habe. Entsprechend groß war meine Aufregung, als wir unter rotem Abendhimmel die Marschroute mit kleinen selbstgebastelten Lichtern absteckten und den Kindergarten schmückten. In der Dunkelheit und du durch die vielen kleinen Kerzen beleuchtet, bekam der Kindergarten eine angenehm heimliche Atmosphäre.
Diese wurde nach dem Eintreffen der Kinder und Eltern sehr feierlich, da nun Lieder und Geschichten rund um St. Martin angestimmt wurden. Dazu gab es das selbstgebackene und überaus leckere St. Martinsbrot und Tisane Tee. Man fühlte sich schon fast weihnachtlich, so knisternd war die Atmosphäre. Nachdem das Ritual beendet war, ging es nach draußen, wo sich das Getümmel aus Jung und Alt zu einer Prozession formierte, die nun lautsingend und mit den St. Martinslaternen winkend, auf den Weg ins Schulwäldchen machte. In der Dunkelheit erinnerten die vielen tanzenden Lichter sehr an ein Flugfeld. Der Höhepunkt des Umzuges war die Bildung eines Kreises, der sich innerhalb von Sekunden in eine dynamische Spirale verwandelte. Wenige Augenblicke später war das gesamte Spektakel beendet und die vielen Kinder mit Sicherheit sehr entzückt.
Was blieb, war die Gewissheit eine gute Arbeit verrichtet zu haben und eine kleine Vorfreude auf das nächste St. Martinsfest.

Laternen
-- unsere Laternen --

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Freitag, 10. November 2006
Das Wandern ist des Müller's Lust
Im Fernsehen würde man es Pilotfilm nennen, bei uns war es einfach der erste Donnerstagswanderausflug, der die Serie "Wir gehen wandern, im Winter, egal bei welchem Wetter" eröffnet hat. Grausam die Aussicht, sich bei -10°C mit kleinen wiederspenstigen Kindern und meiner Machete in der Hand durch das Unterholz der französischen Wälder zu schlagen. Jedenfalls begann unser Wanderausflug in aller frühe in der Nähe eines Weingutes. Als Alle versammelt waren und sich die Kindertraube in eine bunte und laut tönende Schlange verwandelt hatte, machten wir uns auf den Weg in das nahe gelegene Wäldchen, um die dortige Flora und Fauna zu erforschen. Nach der ersten halben Stunde machten wir bereits die erste große Entdeckung: Pilze. Oh was war das für eine unbegreifliche Faszination auf den Gesichtern der Kinder, als wir uns eine Gruppe von Steinpilzen näher betrachteten, die dort am Wegesrand wucherte. Zehn Minuten lang gespannte Stille, dann ging es auf Signal von Bernadette weiter zu einer etwas lichteren Waldfläche mit einem Feuerplatz und vielen roten Blättern auf dem Boden. Unser Rastplatz war erreicht. Es folgte das übliche Morgenritual, mit Gesang und Frühstück. Im Anschluss ging es zurück. Wir begegneten einer Rentnergruppe und Lounesse ist hingefallen. Das war dann aber auch schon alles. Ach ja ... da war noch eine Schnecke ......

wandern
-- Die Wandergruppe --

himmel
-- Der Himmel --

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