Mittwoch, 6. Dezember 2006
Nebel
Aufgenommen letzten Freitag, sechs Uhr morgens:


-- auf dem Weg zur Schule --


-- Hexenhaus --


-- Schwarzmoor --


-- Vor unserer Haustür --


--Licht am Ende des Tunnels --


-- Sonne --

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Der 6. Dezember
Und plötzlich war er da. Einem Donnerschlag gleichend folgte ein Schlag gegen die Tür dem anderen. Meine Kindergartenkinder schreckten auf, rannten schreiend durch die Gruppe. Selbst Yllan, der den ganzen Morgen mit einem Ohr an der Tür klebte und jedes kleinste Geräusch als Signal seiner Ankunft deutetet, schien überrascht. Nikolaus stand vor der Tür und das ist für Kinder, die klein sind und zudem noch aus Frankreich kommen, ein sehr außergewöhnliches Ereignis. Denn eigentlich ist der sechste Dezember in Frankreich ein Tag wie jeder andere. Würde man folglich einem französischen Austauschschüler in Deutschland am fünften Dezember auffordern, seine Schuhe zu putzen, würden sicher zwei große Fragezeichen in seinen Augen erscheinen. "Nikolaus? Wer ist das?" - die Ankunft des Heiligen ist eine deutsche Tradition, die man in Frankreich nur im Elsaß auffinden kann.
Oder in Waldorfeinrichtungen, die ja bekanntlich einen deutschen Ursprung haben. So stellten wir heute morgen eine Schüssel mit Karotten vor die Gruppentür, die St. Nicola dann gegen Nüsse und Mandarinen austauschte.

Ich vergieße eine Träne für die arme französische Jugend, die zum Großteil ohne die aufgeregten und mit Vorfreude erfüllten Nächte vor dem sechsten Dezember auskommen müssen und verbringe selber zum ersten mal einen sechsten Dezember ohne gefüllte Straßenschuhe.

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Sonntag, 3. Dezember 2006
Wochenende
Meine französischen Wochenenden sind wertvolle grüne Inseln, an denen ich mal etwas Zeit für mich habe. Da ich diese Zeit nicht einfach so verstreichen lassen will, sind für die kommenden Wochenenden schon einige Dinge geplant.
So steht neben einem wahrscheinlichen Familienausflug nach Paris auch ein Wiedersehen mit dem Amerikaner Anton und auf dem Plan!
Und natürlich deutet der kürzlich entflammte und mit der nächsten Zeit heller werdende Adventskranz auf unserem Küchentisch das in drei Wochen stattfindende Weihnachtsfest an!
Es wird also auch zum Ende des Jahres nicht langweilig!

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Advent, Advent ein Lichtlein brennt
Und wieder einmal wird es heimlich - soll heißen die Tage werden kürzer, die Häuser wärmer und leuchtender und die Menschen geselliger. Wir zünden feierlich die erste Kerze an und freuen uns auf drei bekömmliche Wochen voll vorweihnachtlicher Stimmung!

Mein erster Advent begann mit einer kleinen Überraschung: Meine Gastmutter Brigitte hielt mir beim Frühstück einen Briefumschlag aus Deutschland vor die Nase, der an mich adressiert war. Er war von meinen Großeltern und beinhaltete eine Adventskarte - der erste Hinweis darauf, dass heute eine der schönsten, aber auch leider eine der letzten Zeiten des Jahres begonnen hat. Beigefügt hatten sie ein Zeitungsfoto des Wittenberger Weihnachtsmarktes, welches mich für einem Moment in meine wittenberger Kindheit zurück versetzte - eine Zeit, in der die Welt noch sicher und in Ordnung schien.
Leider ging der Tag nicht so feierlich weiter. Es rief die Arbeit. Denn in der Schule warteten noch die Spuren des samstägigen Weihnachtsmarktes auf mich, die mit vereinten Kräften beseitigt werden mussten. Arbeiten am Sonntag denkt ihr vielleicht. Arbeiten am gesamten Wochenende sage ich! Seit Freitag war ich Non-stop in derVor- und Nachbereitung und am Marktstag selber vollständig eingespannt. Die Arbeit hat sich aber gelohnt und wir konnten uns über einen gutbesuchten Weihnachtsmarkt freuen. Geboten wurde einiges. Da wären zunächst mal die leckeren Quiches und Kuchen, die im Restaurant gekauft werden konnten oder das Geschenkeangeln direkt neben an. Kinderherzen schlugen an diesem Tag sicherlich um einiges höher als sonst.
Um sechs war der ganze Zauber vorbei und ich machte ich auf den Weg nach Hause, wo ich kurze Zeit später von Holger und seiner Frau Kami eingesammelt wurde. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu RamDam, wo am Abend eine große Aufführung stattfinden sollte. Mit an Bord waren Yllan und Minja, die mich nach unserer Ankunft auf ein Glas Saft einluden. Die einzelnen Auftritte waren sehr interessant, auch wenn ich nicht alles verstehen konnte. Ich freue mich riesig dort gewesen zu sein und bin den beiden sehr dankbar, dass sie mich zu diesem Abend eingeladen haben.

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Donnerstag, 30. November 2006
Einschub ---
Wie fühle ich mich eigentlich?? Ich, der nun schon halb Franzose bin. Ich fühle mich gut, ja sogar tres bien! Meine französische Identität ist anders - Ich gehe freundlicher mit meinen Mitmenschen um, liebe jeden Tag, bin einfach fröhlicher und ausgelassener -- dies mag zum einen an der Sprache liegen, die meine Mitteilungsmöglichkeit und mein Verständnis enorm beeinträchtigen, zum anderen aber auch an der französischen Lebensweise, die ich mir hier Tag für Tag angewöhne. Aber sind die mangelnden Sprachkenntnisse wirklich nur von Nachteil? Ist es schlimm, nicht alles verstehen zu können? Sollte man traurig sein, sich nicht über Themen unterhalten zu können, die ohnehin indiskutabel sind oder sich wegen mangelndem Sinn der Philosophiererei nicht lohnen? Ich kann mir im moment noch die Dinge aussuchen, über die ich reden möchte. Ist das nicht vielleicht der erste Schritt, sich seine eigene und schönere Welt zu schaffen? Eine Welt ohne Krieg und ohne Leid. Vielleicht ja ----
Ich liebe Frankreich, obwohl ich mich eigentlich nie für dieses Land sonderlich interessiert habe. Aus Abfindung ist Genuss geworden. Freude über mein Schicksal und das Glück, an diesen Ort gekommen zu sein.

Am Ende stelle ich mir nur die eine Frage:

Will ich wirklich zurück, jetzt wo ich eine Alternative kennen und lieben gelernt habe?

Deutschland ist meine Heimat, meine Identität ... aber gibt es in diesem Land eigentlich noch so etwas wie eine kulturelle Identität? Hat der Scham über unsere Vergangenheit uns nicht schon längst schizophren gemacht? Es gibt, so glaube ich, kein Land, in dem Fremdsprachen so gefördert werden wie bei uns --- positiv? negativ? Ich sage, dass es ein Resultat ist. Und ein Indiz für die mangelnde Identifikation mit der deutschen Kultur. Vielleicht sehe ich auch nicht die kulturellen Besonderheiten unseres Landes, weil diese für mich normal oder gewöhnlich sind - ich bin schließlich in Deutschland aufgewachsen. Fakt ist, dass mich andere Kulturen und ausländische Temperamente reizen und ich durchaus bereit bin, diese anzunehmen - gar mich ihrer hinzugeben. Ich will raus(bin es ja inzwischen schon) -- die Welt ist einfach zu groß, um in Deutschland zu bleiben.

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